Ich weiß nicht so recht, was ich bis jetzt (13.25 Uhr) eigentlich gemacht habe. Doch ich weiß, dass ich in zwei Stunden schon wieder die Kids abholen muss. Bis dahin wollte ich auf irgendeine Weise schriftlich produktiv gewesen sein.
Doch jetzt (13.28 Uhr) fällt mir ein, dass ich Hunger habe und mir ja Nudeln kochen könnte. Davor habe ich mich durch Schreib-Newsletter durchgeklickt, spontan entschieden, dass ich doch einen Newsletter auf meiner Webseite haben könnte (den ich (noch) nicht brauche) und direkt mal losgelegt und damit ich etwas Unterhaltung habe, läuft „John Wick: Kapitel 3“ (die Filme wollte ich mir schon ewig anschauen und habe vor zwei Tagen damit begonnen) nebenher auf meinem Tablet.
Faszinierend!
Das Ziel: Ich möchte die vier Filme der John-Wick-Reihe anschauen, konnte ich sofort umsetzen und finde genug Platz in meinem Alltag zwischendurch das Tablet laufen zu lassen.
Meine Hauptfigur jedoch fertig zu kreieren, was ich schon seit drei Wochen immer wieder vor mir herschiebe, schaffe ich kaum bis gar nicht umzusetzen.
(Ok, für meine fünfte Einsendeaufgabe bei der Schule des Schreibens, habe ich die Figur soweit erstellt, dass ich die Aufgabe (knapp 7800 Zeichen) gestern fertiggestellt und versendet habe. Immerhin.)
Nichtsdestotrotz, Prokrastination nervt (irgendwie)!
Ich vermute, dass der Mehrheit der Begriff bekannt ist und wohl auf regelmäßig im Alltag begegnet. Insbesondere, wenn es dann ums Schreiben geht.
Prokrastination Definition:
Es wird eine notwendige Aufgabe (wie die Figuren für mein Buch zu erstellen), ewig vor sich hergeschoben, indem ständig neue Ersatztätigkeiten gefunden werden (John Wick Reihe anschauen).
Und das ist, wie wir wissen, ein Einfaches!
Ich bin u.a. zu diesem Thema vor ein paar Jahren, als ich meine Masterthesis geschrieben habe, über das Buch von Daniel Kahneman (ein renommierter Psychologe) „Schnelles Denken, Langsames Denken“ gestolpert. Sehr lesenswert!
Achtung, jetzt wird es etwas wissenschaftlich, aber ich liebe Wissenschaft! Versprochen, ich halt mich kurz und: Ich zitiere gerne.
Denn warum prokrastinieren wir? Weil ein kognitiver Aufwand entsteht.
Kahneman erklärt hierzu die „Zwei-Systeme-Theorie“ aus der Psychologie. Das sind zwei Denkmodi, System 1 und System 2 genannt.
System 1 wird hier als „automatisch arbeitendes, schnelles, weitgehend müheloses und ohne willentlich steuerndes“ System bezeichnet. Es koordiniert das alltägliche Verhalten und viele Wahrnehmungen und trifft Urteile und Entscheidungen (daher klappt das so einfach mit dem Schauen von Filmen).
System 2 wird aktiviert, wenn mentale Anstrengungen auftauchen, wie z. B. schwierige Aufgaben lösen zu müssen oder Aufgaben, die gänzlich neu für uns sind. Hierbei fließt das subjektive Erleben „von Handlungsmacht, Entscheidungsfreiheit und Konzentration“ mit ein.
System 2 bedarf für alle Aktivitäten einer Aufmerksamkeit. Ohne eine konzentrierte Fokussierung fällt die Leistung schlechter aus. Diese Konzentration für eine Situation aufrechtzuerhalten erfordert eine anhaltende Anstrengung und obliegt Grenzen. Es ist lediglich möglich, einfache und anspruchslose Dinge gleichzeitig zu tun.
Oder laut Kahneman:
„Wir können gegenüber dem Offensichtlichen blind sein, und wir sind darüber hinaus blind für unsere Blindheit“.
(Stichwort: Der unsichtbare Gorilla – ihr kennt den Film vielleicht. Ein Gruppe Leute steht im Kreis und wirft sich einen Ball zu, indem er dabei jeweils 1x auf dem Boden aufschlägt. Die Zuschauer sollen zählen, wie oft der Ball aufgekommen ist. Da sich so sehr auf das Zählen konzentriert wird, kann der auftauchende Gorilla im Film nicht wahrgenommen werden. Auch Faszinierend!)
Also ganz einfach zusammengefasst:
Um eine Leistung zu erzielen, muss ich mich konzentrieren. Bin ich nicht bereit dazu, werde ich die Aufgabe nicht lösen.
Okay, ist jedem klar. Wie konzentriere ich mich also jetzt?
Kahnemann schlägt in seinem Buch eine Übung vor, die mir irgendwie zu anstrengend erscheint (sonst einfach mal auf S. 45 nachlesen). (-;
Und, wenn es dann richtig gut läuft, mit dem Konzentrieren, dann erreicht man ggf. auch den Zustand des „Flows“ (Hierzu gibt es auch ein Buch von Mihaly Csikszentmihalyi „Flow“ – ebenfalls zu empfehlen und definitiv ein für sich eigenes Thema).
Was habe ich jetzt gemacht?
Ich habe das Essen kalt werden lassen, John Wick eine Sendepause verpasst und jetzt ausschließlich diesen kurzen Beitrag verfasst.
Also, geht doch. Zwar, habe ich nichts für mein Buch gemacht oder nur sehr indirekt, aber es geht eben auch darum, zu lernen, sich zu konzentrieren / zu fokussieren. Jeden Tag aufs Neue. So ergeben sich wieder neue Themen, wie Prozesse, Zeitmanagement, Produktivität, Systeme,…
Wie schafft ihr es, euch zu konzentrieren?
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