“Nicht, was wir gelegt haben, ist das Leben, sondern das, was wir davon erinnern, um davon zu erzählen.“ (Gabriel Garcia Marquez)
Der zweite Monat war schon wesentlich umfangreicher (weshalb dieser Artikel auch etwas länger ausfällt).
Der Schwerpunkt dieses Hefts lag bei dem Thema „Autobiografisches Schreiben“. Für mich ein sehr wertvolles Thema, da ich seit meinem 10. Lebensjahr Tagebuch schreibe und somit über sehr viel Textmaterial verfüge. Allerdings bin ich da sehr kritisch. Meine Worte geben viel darüber preis, was ich erlebt habe, doch das Gefühlte bleibt auf eine Art außen vor oder wird zu wenig benannt. Und richtig schlimme Ereignisse, habe ich teils gar nicht zu Papier gebracht. So oder so, ich könnte meine Texte nicht eins zu eins übernehmen.
Autobiografische Texte müssen immer literarisch aufbereitet werden. Wie das geht und was ich sonst noch für mich gelernt habe, versuche ich zusammenzufassen:
1. Formen
a) Autobiografie: Es wird bis zu einem wichtigen Ereignis, das ganze persönliche Leben des Autors / der Autorin erzählt. Ehrlichkeit ist hierfür maßgeblich.
b) Erfahrungsbuch: Hier wird über eine Phase im eigenen Leben geschrieben, die einen nachhaltig geprägt hat.
Unterteilung:
Literary Memoirs (= literarische Erinnerungen); Geschichte basiert auf Fakten; die Erinnerung wird wie ein Roman geschrieben
Misery Memoirs (= Leidensweg-Erinnerungen); Ich-Perspektive; chronologisch geordnet; schmerzhafte Veränderung
2. Erinnerungen und Erfahrungen sammeln
Erinnerungen aufschreiben – es werden immer mehr folgen
Schmerzhafte Erfahrungen geben „guten Stoff“ zum Schreiben
Glückliche Momente braucht es, um das Spannungsverhältnis zwischen Hoffen und Bangen aufrecht zu erhalten
Mit der eigenen Vergangenheit (versunkenen Erinnerungen) in Kontakt treten: Wer sich gut kennt, wird gut schreiben können.
--> Hierfür einen festen Ablauf für sich im Alltag integrieren, wie z.B. an einen für sich festgelegten und ruhigen Wohlfühlort jeden zweiten Tag, 30 Minuten lang erinnern und in ein Notizbuch aufschreiben.
Im Übrigen kann es für die Aktivierung der Erinnerungen hilfreich sein, wenn du auf ein Erinnerungsstück zurückgreifst und zunächst darüber schreibst.
--> Erinnerungsstücke sind auch Dokumente von früher, Journale oder Tagebücher.
Solltest du noch kein Tage- /Notizbuch oder Journal geführt haben, dann empfehle ich es dir sehr! Denn hier kannst du ohne Punkt, Komma und Rezension alles zu Papier bringen: Beobachtungen, Ideen, Gesprächsfetzen, Gedankengänge, Skizzen, …
3. Stoffsammlung: Eigenes Leben
Idee:
Einen Roman schreiben, der auf dem eigenem Leben basiert.
Dazu musst du dir einige Fragen stellen: Erzähltechnik?: kommt darauf an, was im Vordergrund steht: Ein Gefühl, ein spezielles Ereignis, eine bestimmte Lebensphase?
Schreibe ich über die innere Welt oder über die Äußere? Je nachdem kann ich in Andeutungen schreiben, Schilderungen wiedergeben oder Dialoge führen.
Egal für was du dich entscheidest, es gilt immer folgendes: Unparteiisch bleiben und somit poetische Gerechtigkeit bewahren. Die Leser müssen jederzeit selber ihre eigenen Schlüsse ziehen können.
Ob die Geschichte chronologisch oder thematisch geordnet erzählt wird, muss basierend auf dem Thema entschieden werden.
Tipp: Das Buch mit einem ausschlaggebenden Einschnitt im Leben anfangen.
Letztendlich kann daraus auch ein fiktiver Roman „mit Wirklichkeitsgehalt“ entstehen. Denn dann ist es egal, z.B. in welcher Reihenfolge geschrieben wird, was der Wahrheit entspricht und was nicht (hier gilt jedoch: literarische Wahrheit muss gegeben sein. Bedeutet: Das was die Natur des Menschsein ausmacht, muss wahr sein.
Fiktiv wird das gesammelt Material des eigenen Lebens, in dem es entsprechend aufbereitet wird, d.h. ich muss mir eingehend Fragen stellen, wie: Worum soll es gehen? Welche Art von Roman soll es werden? … betrachte ich die Thematik aus einer negativen oder positiven Perspektive?
Die Glaubwürdigkeit (echte erlebte Gefühle) ist wichtiger, als die Wahrheit.
Fiktives Schreiben verstärkt das Erlebte und Gefühlte, in dem übertrieben und dramatisiert wird.
Sowohl Figuren, Konflikte als auch die Handlung können auf dem eigenen Leben basieren.
Das waren die 53 Seiten des Heftes sehr knackig zusammengefasst.
Einsendeaufgabe:
Thema: Eine Romanszene schreiben, die auf einer eigenen Erfahrung basiert.
Hierfür standen 2 Optionen zur Verfügung:
a)Ein intensives Erlebnis aus dem eigenen Leben literarisieren. Dabei sollte deutlich von der Realität abgewichen werden.
b)Szene aus dem eigenen Krimi/Thriller wählen.
Ich habe mich für b) entschieden (eine Szene, die ich vor über 10 Jahren geschrieben habe und vermutlich im jetzigen Buchprojekt nicht verwenden werde, die aber zufällig grob auf Erlebten basieren)
Nachstehend das Ergebnis:
Fazit:
Obwohl ich das Thema für mich als superspannend empfinde, tat ich mir unheimlich schwer mit den Übungen. Denn es ging viel darum, mit sich selbst in Kontakt zu treten. Sei es, sich im Spiegel zu betrachten und zu beschreiben (diese Übung habe ich bis dato ausgelassen), über Lebensträume, kindliche Erinnerungen oder auch über erlebte Konflikte zu schreiben. Ehrlicherweise habe ich einige der Übungen weggelassen. Ich glaube, gerade, wenn es mit vielen Emotionen zu tun hatte. Doch dieses, „mit sich in Kontakt gehen“ scheint eine fast essentielle Eigenschaft für das Schreiben zu sein. Ich werde jetzt verstärkt darauf achten, wenn ich Tagebuch oder auch anderweitig schreibe.
Wie siehst du das? Führst du ein Tagebuch? Inwieweit hast du bereits auf deine Lebensgeschichte beim Schreiben zurückgegriffen? Ich bin auf deine Sichtweise gespannt.
Du möchtest mir eine Frage stellen oder etwas genauer wissen, dann schreibe mir gerne (Den „Schreib mir Button“ findest du oben rechts auf der Seite).
Ich freu mich drauf.
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